Fionn Ruadh: Dublin 2006

Die Menge an Geräuschen, die ich in dieser Stadt aufgenommen habe, reicht sicher aus, ein paar Tage irgendwo ein Manko auszugleichen.
Da ist der allgegenwärtige Verkehrslärm; selbst zu eigentlich unchristlich frühen Zeiten rollen die Räder kreuz und quer durch die Stadt; Busse mit verschlafenen Touristen, Lastwagen mit unrasierten, dafür aber tätowierten Truckern, nobel gekleidete Businessmen im Benz, drüben heult das Martinshorn der Garda. Musik plärrt aus Lautsprechern über den Geschäften, die - jeweils nur das Erdgeschoss eines Reihenhauses nutzend - alle un- und möglichen Dienste anbieten, vom Adultshop bis zum Goetheinstitut etwas weiter. Plärrend Harfentöne aus dem Verstärker, plärrend - und trotz fremder Sprache unmißverständlich - ein Kind. Überhaupt, Sprachen! Man ist geneigt, Dublin "das Babylon des Westens" zu nennen. Englisch, Deutsch, Holländisch, Chinesisch, Japanisch, Französisch ... Gälisch nur auf den Schildern. Die Tram rasselt, da drüben wird die Straße aufgeschnitten, hier rollen Bierfässer scheppernd in den Keller. Auf der Liffey macht der Touristendampfer tutend auf sich aufmerksam. In Temple Bar, inmitten des sich drängenden Marktvolkes, zwei alte Musiker mit ebenso alten Instrumenten und Melodien. Handys klingeln und piepen, Gesprächsfetzen, Morsezeichen. Das merkwürdige Heulen der Fußgängerampeln, Pfennigabsätze klappern auf Metallrampen. Gut, daß ich notfalls abschalten kann. Genug Geräusche, einen Wandertag an den Klippen von Glencolmcille mehr als auszugleichen. Ich werde ihn anregen, diesen Wandertag. Vor oder nach Dublin?

09.10.2006